Auszug
aus der Chronik der Patscheider:
Wenn ich Irimbert geboren am 8.4.1928 mit meiner Großmutter allein zu Hause
war, mußte ich gemeinsam mit ihr den Rosenkranz beten. Dies zählt zu
meinen ersten Erinnerungen, den Rosenkranz jedoch kann ich bis heute
noch nicht auswendig.
"Sommer"
sollte ich in den Setzkasten mit den Buchstaben stecken, leider setzte
ich "Somer" - nur mit einem "m", trotzdem bekam ich
lauter Einser - schließlich hatte mich mein Vater aus der ersten
Volksschulklasse herausgenommen und selbst unterrichtet, weil ich ohne
sein Wissen geimpft wurde.
Nun
nach dem frühen Tod meines Vaters waren
wir in die Heimat meiner Mutter, nach Troppau
übersiedelt. Ich besuchte die Schillerschule, bekam mein erstes Fahrrad
mit dem ich damals schon nach Braunsdorf gefahren bin.
Weihnachten
1937 wurde ich von sogenannten Wasserpolaken zusammengeschlagen und
hatte einen so großen Blutverlust, daß ich erst wieder Mitte Jänner
in die Schule gehen konnte.
Kurz
darauf fuhren wir das erste mal nach Tirol (noch vor dem Anschluß an
Deutschland). In den Sommerferien 1938 fuhren wir wieder nach Tirol um
endgültig dort zu bleiben. So kam es, das ich weder den Anschluß
Österreichs zu Deutschland, noch die Einverleibung des Sudetenlandes
erlebte.
Nach
Schulbesuch in Mayrhofen, München, Solbad Hall, Zell am Ziller und
Innsbruck begann ich im Sept. 1943 bei Johann Sailer vulgo Kerscher in
Vomp bei Schwaz als Landarbeiter zu arbeiten. Nun griff die Hand des Krieges
auch nach uns. Zur Zeit des Attentats auf Hitler 1944 war ich in einen
Wehrertüchtigungslager bei Frankfurt an der Oder und konnte noch einmal
Troppau besuchen.
Dann
war ich beim Volkssturm in Rotholz, später im letzten Kriegsjahr in
Pfunds beim Reichsarbeitsdienst (RAO).
Im
März 1945 bekam ich eine Einberufung zur Waffen SS nach Berlin, ich bin
jedoch glücklicherweise nur bis Leoben gekommen. In Leoben war der
Krieg zu Ende, zu Fuß und per Anhalter ging es zurück nach Tirol,
leider nur bis Wörgl, wo ich und meine Kameraden von den Amerikanern
gefangen wurden. Doch mit Hilfe des dort lebenden Schwagers meines Chefs
in Vomp gelang es uns zu entkommen, und ich kam wohlbehalten im
Zillertal an.
Nun
war meine Mutter durch ihre Heirat Österreicherin aber meine Schwester
und ich waren ohne Staatsbürgerschaft, dadurch war es mir auch nicht
möglich meinen Posten in der Landwirtschaft zu verlassen.
Endlich
1948 verlieh uns der damalige Landeshauptmann von Tirol - Weisgatterer
die österreichische Staatsbürgerschaft, da unser Vater in Tirol
geboren war zum Okkasionspreis von 80,- S.
Im
November 1948 fuhren meine Mutter und ich nach Steyr wo ich trotz des
fortgeschrittenen Schuljahres in die Bundesgewerbeschule für KFZ-Bau
aufgenommen wurde.
Nun
auch die Schulzeit ging für mich, der ich doch nun schon über zwanzig
war an einem Freitag zu Ende, Montag darauf, den 10.6.1951 begann ich in
den Steyr-Werken zu arbeiten.
Nach einigen
Auslandsaufenthalten ging ich Ende 1953 nach Rio de Janeiro um für die
dortige Firma Panambra SA. eine Steyr-LKW Montage einzurichten. Nach
meiner Rückkehr aus diesen kriegerischen Land (1955) war ich im
Kundendienst für Steyr in Deutschland tätig.
Schon während der Schulzeit in Steyr
hatte ich Fräulein Ernestine Vorderwinkler
kennungelernt. Nun war es uns auch finanziell möglich zu heiraten. Die
Hochzeit fand am 22.10.1955 in der Wallfahrtskirche von Christkindl
statt.
Ende Chronikauszug
(1990 von Irimbert Patscheider geschrieben) |